Eine Arabische Nacht - Notizen zu einer Inszenierung (2005)
1942 schreibt der französische Dichter Albert Camus den Roman „L’Etranger“ (Der Fremde“). 37 Jahre später – im Jahre 1979 - komponiert der Engländer Robert Smith das Lied „Killing an Arab“, welches das Buch von Camus als Vorlage nennt. 2001 verfasst der Göttinger Autor Roland Schimmelpfennig das Stück „Die arabische Nacht“. 2005 wird es am Radu-Stanca-Theater in Hermannstadt in der Inszenierung von Radu Nica an der Deutschen Abteilung aufgeführt.
Ein interessantes Phänomen: Wir werden immer älter, das Theater immer jünger. Ernährt es sich etwa von uns? Und, die viel wichtigere Frage: Verstehen wir uns noch?
Ein langer heißer Tag in einer Stadt geht zu Ende. Das gleißende Sonnenlicht blendet die Menschen auf der Straße. Wir befinden uns in einem Hochhaus in einem Land, wo die Menschen Lohmeier, Karpati, Kalil, Franziska und Fatima heißen. Es gibt ein Problem mit dem Wasser, der Fahrstuhl ist kaputt. Einer beobachtet eine beim Duschen, eine andere träumt von wieder anderen, die beiden, die zueinander gehörten, gehen getrennte Wege im Verlaufe des Abends, es gibt einen Mord (gibt es einen Mord?) und einen Mann in einer Flasche.
Das Theater auf der Suche nach sich selbst geht seltsame (Um-)Wege: über ein anderes Medium. Wie der Film verwendet es moderne Musik und Geräusche, um Gefühle zu evozieren und Szenenwechsel zu vollziehen. Wie der Film springt es zwischen Perspektiven und Einstellungsgrößen hin und her.
Was ist das Ergebnis?
Es ist ein rasantes Stück, das den Atem nimmt. Und es ist ein Stück, das von dem jungen Team lebt, das es auf die Bühne nach Hermannstadt gebracht hat. Die Lust am Spielen ist während der Aufführung in jeder Sekunde spürbar und überträgt sich auf die Zuschauer. Die übrigens auf der Bühne sitzen.
Andere Ideen bei dieser Inszenierung sind besser, manche großartig. Die beste wahrscheinlich die Einführung einer zusätzlichen Person auf der Bühne, die von erhöhtem Platze aus verschiedene Funktionen übernimmt: Ton-Ingenieurin, Reflektor-Figur, Akteurin, manchmal Kommentatorin.
Auch vom Hörspiel scheint das Stück Anleihen zu nehmen: Die Handlungen der Schauspieler - die sich übrigens in der Regel mit sich selbst beschäftigen und kaum echte Gespräche führen – werden von ihnen selbst beschrieben, so dass man streckenweise mit geschlossenen Augen teilhaben kann.
Wen wollen wir loben, wen tadeln? Gelobt werden sollen alle Beteiligten, die mit dem erfolgreichen und – immer noch – jungen Regisseur Radu Nica Mut und Lust bewiesen haben, dieses Stück auf die Bühne zu bringen.
Tadel ist heilsam, Tadel hat eine abschreckende Wirkung, deshalb soll der Autor heute in der Ecke stehen: Roland Schimmelpfennig hat ein Stück geschrieben, das nett zu goutieren ist und dem Zuschauer aufzeigt, dass die Menschen in der großen Stadt einsam sind und nicht wahrhaftig zueinander finden. Und dass es keine Kommunikation gibt. Bravo. Wer will, der kann auch die Problematik der Geschlechter und der multikulturellen Gesellschaft sowie die Rohstoffknappheit und die globale Erwärmung in diesem Stück finden. Ich will nicht.
Ein interessantes Phänomen: Wir werden immer älter, das Theater immer jünger. Ernährt es sich etwa von uns? Und, die viel wichtigere Frage: Verstehen wir uns noch?
Ein langer heißer Tag in einer Stadt geht zu Ende. Das gleißende Sonnenlicht blendet die Menschen auf der Straße. Wir befinden uns in einem Hochhaus in einem Land, wo die Menschen Lohmeier, Karpati, Kalil, Franziska und Fatima heißen. Es gibt ein Problem mit dem Wasser, der Fahrstuhl ist kaputt. Einer beobachtet eine beim Duschen, eine andere träumt von wieder anderen, die beiden, die zueinander gehörten, gehen getrennte Wege im Verlaufe des Abends, es gibt einen Mord (gibt es einen Mord?) und einen Mann in einer Flasche.
Das Theater auf der Suche nach sich selbst geht seltsame (Um-)Wege: über ein anderes Medium. Wie der Film verwendet es moderne Musik und Geräusche, um Gefühle zu evozieren und Szenenwechsel zu vollziehen. Wie der Film springt es zwischen Perspektiven und Einstellungsgrößen hin und her.
Was ist das Ergebnis?
Es ist ein rasantes Stück, das den Atem nimmt. Und es ist ein Stück, das von dem jungen Team lebt, das es auf die Bühne nach Hermannstadt gebracht hat. Die Lust am Spielen ist während der Aufführung in jeder Sekunde spürbar und überträgt sich auf die Zuschauer. Die übrigens auf der Bühne sitzen.
Andere Ideen bei dieser Inszenierung sind besser, manche großartig. Die beste wahrscheinlich die Einführung einer zusätzlichen Person auf der Bühne, die von erhöhtem Platze aus verschiedene Funktionen übernimmt: Ton-Ingenieurin, Reflektor-Figur, Akteurin, manchmal Kommentatorin.
Auch vom Hörspiel scheint das Stück Anleihen zu nehmen: Die Handlungen der Schauspieler - die sich übrigens in der Regel mit sich selbst beschäftigen und kaum echte Gespräche führen – werden von ihnen selbst beschrieben, so dass man streckenweise mit geschlossenen Augen teilhaben kann.
Wen wollen wir loben, wen tadeln? Gelobt werden sollen alle Beteiligten, die mit dem erfolgreichen und – immer noch – jungen Regisseur Radu Nica Mut und Lust bewiesen haben, dieses Stück auf die Bühne zu bringen.
Tadel ist heilsam, Tadel hat eine abschreckende Wirkung, deshalb soll der Autor heute in der Ecke stehen: Roland Schimmelpfennig hat ein Stück geschrieben, das nett zu goutieren ist und dem Zuschauer aufzeigt, dass die Menschen in der großen Stadt einsam sind und nicht wahrhaftig zueinander finden. Und dass es keine Kommunikation gibt. Bravo. Wer will, der kann auch die Problematik der Geschlechter und der multikulturellen Gesellschaft sowie die Rohstoffknappheit und die globale Erwärmung in diesem Stück finden. Ich will nicht.
Ambulito - 3. Jun, 18:23